Nach einer Kontrolle des Gesundheitsamtes, werden wir keine Genehmigung für unsere Küche erhalten. Für unsere Arbeit ein großer Rückschlag – für unsere Kinder eine Katastrophe.

Im Januar 2011 haben wir unsere Betreuungsstätte für Roma-Kinder in Cidreag eröffnet. Wir sind angetreten, um unsere BuKi-Kinder in die Schule und aus den slumartigen Lebensverhältnissen herauszuführen. Die Ernährung der Kinder und das Kochen mit ihnen ist dabei eine zentrale Säule in unserer Arbeit. Wie uns das Gesundheitsamt nun mitteilte, entspricht unsere Küche nicht den hygienischen Standards, wie sie für institutionelle Küchen in Rumänien vorgeschrieben sind. Somit dürfen wir für unsere Kinder nicht mehr kochen.

Am 1. Oktober kamen die Beamten des Gesundheitsamtes in Satu Mare in unser Haus und haben die Küche besichtigt. Sie haben bestätigt, dass unsere Einrichtung, vor allem aber die Küche, sehr sauber ist. Dennoch entspräche die Küche nicht den Vorschriften. Den Beamten können wir dabei keinen Vorwurf machen, sie haben pflichtbewusst nach Recht und Ordnung gehandelt.

Die rechtliche Lage in Rumänien ist ganz ähnlich wie in Deutschland, Basis dafür ist eine EU-Richtlinie, die europaweit umgesetzt wurde. Und während das Gesetz in der Schulküche, Gastronomie und auf Volksfesten seine Berechtigung hat und uns als Verbraucher schützt, bewirkt es im BuKi-Haus genau das Gegenteil: Fundamentalste Rechte auf Ernährung und Gesundheit bleiben unseren Kindern damit verwehrt.

Vom Hunger bedroht, doch im BuKi-Haus darf für die Kinder aus hygienischen Gründen nicht gekocht werden.

Unsere Kinder leben unterhalb der Armutsgrenze, sieben davon sind gerade jetzt vor und während des Winters unmittelbar von Hunger bedroht. Die Kinder wachsen unter hygienisch katastrophalen Verhältnissen auf: ohne Bad, ohne Toilette, ohne fließendes Wasser, ohne Küche. Im gesamten Ort gibt es keine öffentliche Wasserversorgung, also kein Trink- und kein Abwasser. Das Wasser aus den Brunnen ist bakteriell hoch belastet und für uns ungenießbar. Genau dieses Wasser trinken die Menschen tag täglich.

Sicherlich besteht die Gefahr, dass unsere Kinder durch das Essen im BuKi-Haus erkranken. Maximal größer ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder qua Gesetz nicht geschützt, sondern geschädigt werden, weil wir sie nicht mehr gesund und ausreichend ernähren dürfen.

Unser Dilemma liegt in den Kosten für eine institutionelle Betreuungsstätte, die allen Vorschriften Rechnung trägt. Als NGO sind wir viel zu klein und aus Spenden können wir die notwendigen Mittel nicht generieren. So wie die Dinge stehen, müssten wir das Haus komplett umbauen. Allein die Einrichtung und die Geräte einer institutionellen Küche liegen bei 40.000 € aufwärts.

Dieses Beispiel zeigt, dass sich vor Ort und auf unterster Ebene, nämlich genau dort, wo die Hilfe am Menschen stattfindet und die Integration der Roma beginnen sollte, genau dort am Rande der Gesellschaft, sich kaum jemand für die Menschen interessiert.

Wer hilft denn den Kindern wenn nicht wir? – Keiner! Hier steht das staatliche Handeln in grandiosem Widerspruch zu so vielen politischen Stellungnahmen, auf rumänischer wie europäischer Ebene.

In jedem Fall sind wir im Moment ziemlich ratlos, wir wissen nicht was wir für unsere Kinder tun können.

Im Slum, bei herbstlich nasskaltem Wetter.