Wie alles begann – BuKi in Cidreag

BuKi – Hilfe für Kinder in Osteuropa e.V., unterhält in Cidreag, einem kleinen Dorf im Nordwesten Rumäniens, das BuKi-Haus, eine Betreuungsstätte für Roma-Kinder.

Der Verein BuKi wurde 2005 von Peter Wielath gegründet. Der Name BuKi bedeutet ursprünglich ‚Kinderhilfe Bulgarien‘. Denn zu Beginn seiner Aktivitäten unterstützte BuKi ein Heim mit kranken und schwerstbehinderten Kindern in der bulgarischen Stadt Kardjali.

Während einer privaten Reise von Heidi Haller und Peter Wielath im Februar 2008, sind sie auf die erbärmlichen Lebensverhältnisse von ca. 50 Roma-Familien gestoßen. Ihre Erzählungen und Bilder, die sie von ihrer Reise mitbrachten, hat dazu geführt, dass BuKi in Cidreag aktiv wurde und heute ausschließlich dort tätig ist.

Wir konnten es nicht glauben, dass Menschen in Europa unter derart unwürdigen Verhältnissen leben müssen.

Die Gemeinde Cidreag

Cidreag ist ein beschauliches Dorf mit ca. 1.200 Einwohnern im Nordwesten Rumäniens. Es liegt unmittelbar an der Grenze zur Ukraine und nur wenige Kilometer von der Grenze Ungarns entfernt.

600 der Einwohner sind Ungarn etwa 600 sind Roma – in Rumänien sind beide Gruppen Minderheiten. Cidreag liegt im Bezirk Satu Mare, der mehrheitlich von ungarnstämmigen Rumänen bewohnt ist. In den meisten Dörfern dieses Bezirks wird deshalb ungarisch gesprochen, so auch in Cidreag. Das Dorf ist ethnisch getrennt. Auf der Hauptstraße in Richtung Ukraine leben überwiegend Roma. Im anderen Teil des Orts leben fast ausschließlich Ungarn.

Wie für viele Dörfer in Osteuropa typisch, sind die Häuser des Ortes rechts und links der Hauptstraße wie Perlen an einer Kette aufgezäumt. Über einen Abwassergraben gelangt man zum Tor der oft liebevoll gepflegten Anwesen, an die sich meist nach hinten eine kleine Landwirtschaft mit anschließt. Fast alle Ungarn sind Selbstversorger und ernähren sich im Wesentlichen von dem was ihr fruchtbares Land abwirft. Neben den Pferdefuhrwerken gehören auch für uns idyllisch erscheinende Kuhherden zum typischen Straßenbild.

Außer in der Landwirtschaft gibt es kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. Kleinere oder mittelständische Unternehmen findet man fast nicht. Einige Männer und Frauen haben im 40 Km entfernten Satu Mare Arbeit gefunden. Der Monatslohn eines Angestellten liegt etwa zwischen 250,00 € und 350,00 €. Roma finden traditionell in der Landwirtschaft als Helfer und Knechte ihr Auskommen. Als Erntehelfer auf den umliegenden Erdbeerfeldern verdienen sie etwa 5-6 Lei / Stunde das entspricht etwa 1,20 €. Lebensmittel und Benzin etwa sind in Rumänien fast so teuer wie in Deutschland.

Wir fragen uns immer wieder, wie die Menschen mit diesen Löhnen zurecht kommen. Aus unserer Sicht sind sie nicht auskömmlich. Immer mehr Häuser im ungarischen Viertel stehen leer, weil vor allem junge Menschen im europäischen Ausland ihre einzige Chance auf eine lebenswerte Zukunft sehen. Für uns ist das nachvollziehbar.

Im Gegensatz dazu wächst das Roma-Viertel. An der Hauptstraße im Roma-Viertel werden neue Häuser gebaut die einen gewissen Wohlstand repräsentieren. Gleichzeitig aber leben sehr viele Familien in großer Armut, einige davon in slumartigen Verhältnissen.

Heidi Haller berichtet nach ihrem Aufenthalt im Februar 2008:

„An einem nasskalten Februartag kamen wir bei den Roma an und waren schockiert über die armseligen Lebensverhältnisse der Menschen. Eine der widrigsten Hütten war nicht größer als 10 m². Die Wände und das Dach bestanden aus Ästen, die mit rissiger Folie bespannt war. Der Innenraum war mit Kartonagen ausgekleidet. Die Folie flatterte im nasskalten Wind und bot bei Schnee und Temperaturen unter 0° nur wenig Schutz. Die Behausung hatte keine Fenster und keine verschließbare Türe. Der Innenraum war feucht und der Lehmboden aufgeweicht. Es war dunkel, stickig und sehr kalt. In dieser kargen Behausung lebte eine allein stehende Frau mit ihrem 6 jährigen Sohn. In einem alten Bett waren die gesamten Habseligkeiten untergebracht.“ Wir schätzen heute, dass in Cidreag ca. 60 Roma-Familien von extremer Armut betroffen sind.

Wir sind der Meinung, dass diese massenhafte Verwahrlosung von Menschen und besonders von Kindern in Europa nicht akzeptabel ist. Unser Ziel ist es diesen Menschen eine neue Perspektive zu geben und ihre Lebensverhältnisse zu verbessern.

Der Beginn mit Hilfstransporten

Zwischen 2008 und 2010 führten wir sieben Hilfstransporte durch und beförderten mehrere Tonnen an Kleidern, Schuhen, Betten, Medikamente, Lebensmittel und Kinderwägen in das Dorf. Wir haben die Menschen in ihren Elendshütten besucht und Gutscheine verteilt. So stellten wir sicher, dass wirklich nur jene Menschen Spenden erhielten, die auch bedürftig waren. Darüber hinaus bauten wir 4 Häuser, um Familien aus völlig widrigen Lebensverhältnissen einen Neuanfang zu ermöglichen. Die Kinder dieser Familien werden auch heute noch von BuKi betreut.

Trotz aller persönlichen Betroffenheit mussten wir feststellen, dass Hilfstransporte zwar nützlich sind, um Menschen in einer Notlage zu unterstützen, wir konnten sie damit aber nicht aus ihrer widrigen Lebenssituation führen. Aus dieser Erkenntnis heraus stellten wir im Jahr 2010 die Hilfstransporte ein und gründeten stattdessen unsere Betreuungsstätte für Roma-Kinder – das BuKi-Haus. Damit eröffneten wir die Möglichkeit den Familien und Kindern eine nachhaltige Unterstützung anzubieten.

Mit Hilfstransporten wird die Struktur der Armut gefestigt und nicht aufgebrochen

Das BuKi-Haus

Lernen als Basis einer nachhaltigen Entwicklung. Im Januar 2011 starteten wir mit der Betreuung von Kindern im Grundschulalter. Etwa 25 Roma-Kinder besuchen täglich unser BuKi-Haus. Sie erhalten morgens ein Frühstück, nehmen ihre Schulsachen, die im BuKi-Haus aufbewahrt werden, gehen zur Schule, kommen nachmittags ins BuKi-Haus zurück, erhalten einen Mittagstisch und werden im Anschluss daran pädagogisch betreut.

BuKi fördert und fordert, denn nur wenn die Kinder die Schule besuchen, dürfen sie ins BuKi-Haus kommen.

Das BuKi-Haus ist mehr als Alphabetisierung

Die sozialen Hürden der Kinder sind so gravierend, dass die Kinder außerhalb ihrer Gemeinschaft nicht akzeptiert und automatisch abgelehnt werden. BuKi kümmert sich um eine geregelte Tagesstruktur, um die Ernährung und die Gesundheit der Kinder. Sechs der 25 Kinder kommen aus desolaten familiären Verhältnissen. Sie werden zwei Mal in der Woche im BuKi-Haus gewaschen und mit frischen Kleidern versorgt.

BuKi bildet eine Brücke zwischen den Roma-Kindern und ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Wir federn ihre sozialen Hürden ab und ermöglichen Ihnen so die Akzeptanz in der Schule und die Integration in die rumänische Gesellschaft.