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Zuhause

Ihr Lieben,

die zweite Welle der Pandemie trifft uns alle wieder mit voller Wucht. Obwohl wir es uns ja gedacht haben, fühle ich mich noch ratloser und unsicherer als im März/April. Rumänien hat am Freitag beschlossen alle Schulen und Kindergärten im Lande zu schließen. Das heißt, dass wir schon am Samstag kein Programm im Buki Haus mehr machen durften.

Corona betrifft und verunsichert uns alle gleichermaßen.

Dennoch ist es ein großer Unterschied, wenn man eh schon am Existenzminimum kratzt. Ich sehe das bei unseren Kindern hier. Home Schooling kann so gut wie keins der Kinder wahrnehmen. Der Winter steht vor der Tür. Morgens ist es hier mittlerweile richtig kalt. Es wird den Bürger*innen geraten, zu Hause zu bleiben. In einer schlecht isolierten Hütte mit 11 Leuten, die so klein ist wie unsereiner Wohnzimmer… Häusliche Gewalt spielt leider eh schon eine zu große Rolle. Bei diesen Umständen so eng beieinander? Das wird die Lage nicht verbessern…

Unter „normalen“ Umständen werden von BuKi aus schon Lebensmittelpakete verteilt, weil manche Familien einfach zu wenig zu essen haben. Ohne Schule und BuKi haben die Kinder nicht die Möglichkeit auf ein Frühstück und Mittagessen in einem warmen Raum mit sanitären Anlagen.

Ich denke, ihr bekommt vielleicht langsam ein Bild, was Corona hier alles anrichten kann. Ich möchte euch noch ein anderes Bild an die Hand geben:

Stellt euch vor, ihr habt ein Haus und dort geht ihr jeden Tag hin. Ihr schlaft zwar nicht dort, aber ihr frühstückt dort, lasst eure Taschen und Kleidung dort, wascht euch dort, esst Mittagessen. Außerdem sind dort viele nette Menschen, die euch nach eurem Tag fragt. Erwachsene und viele, viele andere Kinder. Ihr spielt zusammen, lernt fleißig, helft einander, redet über schöne und auch mal nicht so schöne Dinge. Ein Ort auf Augenhöhe. Von dem eigentlichen Zuhause kennt ihr nur einen anderen Umgang. Ihr lacht gemeinsam, helft beim Tisch decken, bekommt mal ein Stück Kuchen zugeschoben. Morgens bis abends seid ihr dort. Wenn auch sonst alles schlecht läuft, ist dieses Haus wie ein Anker. Erfüllt von Liebe und Lachen.

Und dann kommt ihr von der Schule nach Hause in dieses Haus. Und plötzlich kommt die Meldung: Ab morgen dürft ihr vorerst zwei Wochen nicht kommen. Wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit länger.

Jetzt meine Frage an Euch:

Wie fühlt ihr euch? Was geht in euren Köpfen vor? Wie ist es so, wenn das Zuhause schließt?

Ich kenne Eure Antworten zwar nicht, aber mich macht die Lage sehr betroffen, traurig und auch ohnmächtig. Ich fühle mich einfach ohne Macht.

Ich bin hin- und hergerissen. Wir alle müssen uns an die Bestimmungen halten, damit die Pandemie so schnell wie möglich eingedämmt werden kann. Auf der anderen Seite kann ich es nicht ertragen, wenn „das Zuhause schließt“.

Wir haben an dem Samstag trotzdem Programm gemacht. Bewaffnet mit warmen Getränken, Broten, Äpfeln. Nicht im Haus selbst, sondern vor den Häusern der Kinder. Wir müssen jetzt schauen, was wir dürfen, und was nicht.

Aber wir alle bei BuKi geben alles, die Kinder in der Unsicherheit nicht allein zu lassen.

Wenn die Kinder nicht ins Haus kommen können, dann kommt das Zuhause halt zu ihnen.