„Die Arbeit von BuKi ist sehr wertvoll für die Entwicklung der Roma-Kinder, die ohne das Bildungsprogramm und die kontinuierliche Betreuung, wie viele Erwachsene hier komplett perspektivlos leben würden: ohne Schulbildung, ohne lesen oder schreiben zu können, mit 13 oder 14 Eltern zu werden. Durch BuKi haben Sie die Chance, bewusst ihren Lebensweg zu gestalten.“
Lisa und Maria Umann

Die ersten Eindrücke von Lisa und Maria Umann nach Ankunft bei BuKi

3000 Km hatten Lisa und Maria Umann – alias twin.trippin – bereits gefahren, bis sie das BuKi-Haus in Cidreag erreichten. Gleich nach der Ankunft im BuKi-Haus und der herzlichen Begrüßung durch die Vereinsgründerin Heidi und die Praktikantin Sarah, liefen wir zu Fuß in das Roma-Viertel.

Die Kinder und auch die Erwachsenen erkannten uns schon von weitem und riefen “Heidi, Heidi, Heidi”. Sie freuten sich unglaublich, die Initiatorin von BuKi zu sehen, die in diesem Ort und vor allem für die Roma-Familien so viel Gutes getan hat in den 14 Jahren seit der Gründung von BuKi in Cidreag.

Sehr herzliche Begrüßung durch die Kinder und Familien

Natürlich wurden auch wir herzlich begrüßt und von völlig fremden Personen in die Arme geschlossen. Besonders die Kinder schienen unsere Nähe zu suchen. Etwaige Berührungsängste wurden somit unglaublich schnell abgebaut. Dreckige Kleidung oder Gesichter und unangenehmer Körpergeruch musste einfach ignoriert werden. Das ist ein ganz anderes Leben hier, Eitelkeit ist einfach völlig fehl am Platz.

Wir verstanden nichts, doch ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte

Im Roma-Viertel in Cidreag wird Romanes, die Roma-Sprache gesprochen. Während der Ort Cidreag hundertprozentig ungarisch-sprachig ist. Weil in Cidreag viel ungarnstämmige Rumänen wohnen. Wir sind also in Rumänien und hier werden zwei völlig andere Sprachen gesprochen. Kurz um, wir verstanden nicht viel. Aber das machte nichts. Oft sagt ja ein Lächeln mehr als tausend Worte.

Eurowaisen – zu Besuch bei Daniel und seinen Geschwistern

Bald darauf wurden wir in das Haus von Daniel (15) eingeladen. Er und seine Geschwister (13, 9 und 4) sind sogenannte Eurowaisen (mehr zu den Eurowaisen bei Buki: https://buki-hilfe.de/euro-waisen-die-stummen-opfer-wachsenden-wohlstands/). Das bedeutet, dass Daniel und Sandy (13) sich um den Haushalt und die jüngeren Geschwister kümmern, während die Eltern in den Niederlanden Geld verdienen.

Seit zwei Jahren sind also die älteren Geschwister mit großer Verantwortung betraut und ihre Kindheit wird von den Alltagssorgen, die normalerweise die Eltern von ihren Kindern fernhalten, überschattet.

Wie lebt diese Familie?

Das Haus bestand aus zwei Räumen und war ein verhältnismäßig gutes Haus, aber für uns war es in diesem Moment natürlich nur eine ärmliche Hütte. Wir hatten ja keinen Vergleich. Die Lebensumstände der Kinder und die Geschichte dahinter lag wie ein schwerer Stein auf unserem Gemüt.

Es waren Fließen verlegt und es gab einen Ofen im ersten Raum. Eine Nachbarin schaute ab und an nach den Kindern, die fast blinde Frau lag auf dem Sofa und wirkte abwesend. Im zweiten Raum stand ein großer Schrank, in dem aber nur ein paar wenige Klamotten herumlagen und mehrere Schlafcouches, die tagsüber als Sitzgelegenheiten und in der Nacht zum Schlafen dienen.

Wo eine Toilette bzw. Waschbecken zu finden waren, blieb uns ein Rätsel. Alle vier Kinder teilen sich somit ein Zimmer, Privatsphäre gibt es nicht. In dem Schlafraum lag das jüngste Geschwisterkind Martha (4) krank im Bett. Als wir eintraten lächelte sie und streckte sofort die Arme nach uns aus.

Martha wollte einfach nur umarmt werden, sie kannte uns nicht, aber irgendwie vertraute sie uns, weil sie Heidi natürlich auch bestens kannte. Wir kuschelten also mit den völlig fremden Kindern und waren froh, einfach mit unserer Liebe und Wärme den Kids ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können.

Auch die große Schwester Sandy genoss unsere Aufmerksamkeit. Sie wirkte verloren und traurig. Sicher ist es nicht einfach in so jungen Jahren und vor allem auch auf der Schwelle zum Erwachsenwerden ohne mütterlichen Beistand vor Ort.

Telefonieren ist natürlich trotzdem möglich. Trotz der Tatsache, dass die Familie eigentlich nichts hat, wurde uns jedem ein Glas Limonade angeboten. Das war wieder so ein berührender Moment. So viele Gefühle schwebten im Raum und so viele Fragen.

Zu Gast im Roma-Slum

Wir zogen weiter durch die Straßen zu den ärmeren Familien in den Slums. Auch dort wurden wir wieder von einer Familie eingeladen. Der Fußboden war nur gestampfter Lehm mit ein paar Teppichen, die Luft verqualmt. Auf dem Boden lagen Eierschalen und Zigarettenstummel. Im ersten Zimmer saß eine alte blinde Frau mit Zigarette im Mundwinkel und starrte stumpf in ihre eigene Welt. Im zweiten Zimmer lag eine ganz alte Frau auf dem Sofa. Weitere Frauen kamen dazu uns begrüßten und mit freudigem Lächeln. Auch in diesem Haus wurden uns Getränke und sogar der gute Osterkuchen angeboten. Es kam uns wirklich falsch vor, die Speisen anzunehmen. Aber scheinbar machten wir den netten Frauen eine Freude.

Mit den ersten Kindern Eierfärben im BuKi-Haus

Nach ein bisschen Smalltalk mit Händen und Füßen zogen wir weiter, wobei wir hier in den Slums auch über Müllberge und Schlammpfützen stiegen. Bei vielen Hütten hielten wir an und schwatzen kurz. Mittlerweile hatte sich eine große Kinderschar um uns gesammelt. Diese liefen mit uns zurück zum BuKi-Haus, wo wir dann zusammen Eier färbten.

Hier fiel uns dann auf, wie schwer sich viele Kinder mit der Hand-Auge-Koordination taten. Heidi erklärte uns, dass viele Kinder die einfachsten Sachen, wie Malen oder auf einem Bein stehen zu Hause einfach nicht lernten, weil es die Mütter oft selbst nicht konnten und sie auch nicht die Kraft hätten, sich intensiv mit den Kindern zu beschäftigen. Manchmal kommt es vor, dass Kinder völlig verwahrlost sind. Heidi hat auch schon Kinder mit von Ratten angenagten Gesichtern bei BuKi betreut. Unvorstellbar.

Spielen und Lernen, wie wir das von zu Hause kennen, ist für die Roma-Kinder hier etwas Unbekanntes. Oft geht es einfach ums Überleben. Zum Glück gibt es das BuKi-Haus, wo Kinder Kinder sein können und spielerisch alltägliche Dinge, wie Mülltrennung, Kochen, Essen mit Messer und Gabel oder verschiedene Berufe kennen lernen. Vor allem auch Lesen, Schreiben und Rechnen sind hier ganz wichtig, damit die Kinder die Schule schaffen und wenigstens ein bisschen Perspektive haben.

Gut, dass es BuKi gibt

Dieser erste Tag im BuKi-Haus und die Arbeit mit den Kindern war für uns eine emotionale Herausforderung, aber hat uns bestätigt, warum wir hier sind. Die Arbeit von BuKi ist sehr wertvoll für die Entwicklung der Roma-Kinder, die ohne das Bildungsprogramm und die kontinuierliche Betreuung, wie viele Erwachsene hier komplett perspektivlos leben würden: ohne Schulbildung, ohne lesen oder schreiben zu können, mit 13 oder 14 Eltern zu werden. Durch BuKi haben Sie die Chance, bewusst ihren Lebensweg zu gestalten.