Adrian, ein Ort der dem Roma-Viertel in Cidreag vor 10 Jahren, in nichts nachsteht. Denn während sich in Cidreag viele Dinge positiv verändert haben, zeigt sich in Adrian, was Armut in ihrem vollen Ausmaß bedeutet.

Stefan und die Praktikantin Leoni sind dorthin aufgebrochen, um mit den Kindern zu spielen. Dazu haben sie ein Stück Schokolade, ein Hut, Handschuhe, Messer und Gabel und Würfel eingepackt. 

Die Menschen dort leben in extrem prekären Lebensverhältnissen: d. h. im Winter ohne Arbeit, leben sie permanent am Hunger. Ein Ausweg aus der Situation ist nicht in Sicht. Arbeit scheint es dort, wie auch in der Umgebung nicht zu geben. Und selbst der Weg in die nächste Stadt bleibt eine Tagesreise für die Bewohner Adrians, denn eine Busverbindung aus dem Ort hinaus, bleibt ihnen verwehrt. Die Ausgrenzung von außen, hält sie gefangen in ihrem Elend und raubt ihnen einen letzten Lichtblick.

Gewalt im Umgang ist die bittere Normalität. Die Gesichter der Kinder gehen einem nicht aus dem Kopf. Dreckige, von Ratten zerkratzte Wangen und große traurige Augen- Sie brauchen nichts zu sagen, denn ihre Blicke verraten ihr Leiden und ihre tiefe Trauer von selbst.

Doch fährt unser Auto in den Ortseingang ein, so springen sie in ihrer dünnen Kleidung aus ihren Hütten, um uns herzlichst zu begrüßen. Sie kennen uns bereits, denn in den letzten Wochen kamen wir öfters vorbei, um Essen zu verteilen und um Zeit mit ihnen zu verbringen.

Beim letzten Besuch machten wir ihnen eine besondere Freude, mit dem Schokolade-Auspack-Spiel. Wir haben eine große Tafel Schokolade in mehreren Schichten Papier verpackt. Die Kinder durften nacheinander würfeln. Derjenige, der eine 6 würfelt, darf anfangen sie auszupacken. Dabei gibt es jedoch eine kleine Besonderheit. Die Verpackung muss mit Messer und Gabel aufgeschnitten werden. Das Kind, dass am Auspacken ist, trägt dabei einen Hut und zwei Handschuhe.

Sobald wir die Regeln erklärt hatten, waren die Kinder nicht mehr zu halten. Voller Freude und Aufregung spielten sie gemeinsam, um sich ein Stückchen der heißbegehrten Schokolade zu erspielen. Die zuvor traurigen Augen glänzten voller Lebensfreude, als hätten sie für diese halbe Stunde des Spielens ihren Kummer vollständig vergessen. Sie lachten und strahlten um die Wette. Anschließend gab es noch Lollipops und Fruchtsaft. Ihre Dankbarkeit und Freude über diesen Tag war grenzenlos.

Sie umarmten uns fest, sodass man schnell merkte wie sehr ihnen diese Nähe und Wertschätzung im Alltag fehlte. Stolz zeigten sie uns ihre kleinen Hütten, ihre geteilten Betten und ein paar gespendete Kleidungsstücke und Spielzeuge. Ein Scheibe Brot, ein Stück Holz oder ein gespendetes Kleid für die Mädchen- Von unserem Blickwinkel aus betrachtet sind diese Dinge oftmals bedeutungslos. Für die Familien und Kinder in Adrian sind sie jedoch ein riesiges, freudebringendes Geschenk.