ORIENTIERUNGSPROJEKT

Im Viertel treffen wir immer wieder auf Personen, die große Ängste und Vorbehalte haben, in die Stadt zu fahren. Und das liegt ganz einfach daran, dass sie nicht wissen wie es geht.

Unsere Kinder haben große Vorbehalte und Ängste vor weiterführenden Schulen in Satu Mare, weil diese Orte außerhalb ihrer Reichweite erscheinen. Satu Mare liegt über 40 Km von Cidreag entfernt. Manche Schulen liegen von der Bushaltestelle noch einmal 2-3 Km entfernt. Wie kommt man dort hin? Würden wir unsere Kinder alleine durch eine Großstadt laufen lassen? 

Cidreag hat 1.400, Satu Mare rund 100.000 Einwohner! Das sind völlig andere Dimensionen. Wichtige Dienstleistungen von Ärzten, Banken oder Behörden erhält man nicht in Cidreag, sondern ausschließlich in Satu Mare. Viele Erwachsene im Viertel sind nicht in der Lage, nach Satu Mare zu kommen. Wie soll eine Mutter mit ihren Kindern zum Arzt, wenn sie nicht weiß, wie man dort hin gelangt?

Die meisten unserer Kinder und Jugendliche waren nur selten und wenn dann nicht alleine in Satu Mare. Mit dem Orientierungsprojekt bei BuKi wollen wir Hürden und Ängste der betroffenen Kinder abbauen. Es ist auch ein wichtiger Beitrag zu Teilhabe und Gleichstellung von Roma. Weil wir die Kinder befähigen Leistungen von Schulen, Ärzten oder Behörden in Anspruch zu nehmen, die sie ohne dieses Training nicht erreichen würden. 

Weil die Kinder noch nie mit Stadtpläne in der Hand hatten sollten die Kinder in einem ersten Schritt einen Dorfplan von Cidreag zeichnen, mit allen verschiedenen Standorten, wie Kirchen, Dorfläden oder dem Friedhof.

Anschließend wurden Stadtpläne von Satu Mare verteilt. In diesen Stadtplan wurden Schulen, das Krankenhaus und Einkaufsgeschäfte finden mussten. Auch wurde die Bushaltestelle in Satu Mare in den Plan eingetragen.

Wann und von wo fährt der Bus oder der Zug? Wie liest man den Zugfahrplan. Danach mussten die Kinder Bustickets und Zufahrtickets kaufen.

Nun ging es mit zwei Gruppen für je zwei Tage hintereinander nach Satu Mare. Wir hatten eine Route geplant, mit den wichtigsten Zielen in der Stadt, welche die Jugendlichen mithilfe eines Stadtplans und Google-Maps, verfolgen sollten.

Zum festen Programm gehört ebenfalls ein Besuch im Einkaufszentrum, wo wir Rolltreppe fahren, Einkaufswägen holen wo man Geld benötigt, Gemüse abwiegt und das Etikett zieht, die Ware auf das Band legt und anschließend bezahlt. In Cidreag gibt es dies alles nicht.

Zum Abschluss der zwei Tage haben wir uns gemeinsam am großen Springbrunnen im Zentrum abgekühlt und hatten eine Menge Spaß. BuKi wird an diesem Orientierungsprogramm festhalten. Wir sehen, dass dieses Programm wirkt.