13. März, Coburg, Deutschland: die Sonne würde uns möglicherweise uns fast so warm umarmen, dass man sich mitten im März der Jacke entledigen könnte. Die Reifen würden möglicherweise auf dem trockenen Asphalt das Lied der vor sich hinschwindenden Kilometern singen und der Wind würde, uns auch möglicherweise, kräftig beim Pedalieren unterstützen. Möglicherweise…

So oder so ähnlich stellten wir uns die kommende Reise nach Rumänien vor. Zugegeben einen etwas naive Wunschvorstellung und man kann an dieser Stelle vorwegnehmen, dass es nicht so kam.

Es kam eher so, dass wir uns an einem verregneten Montagmorgen am Campus der Hochschule Friedrich-Streib in Coburg einfanden, um nach einem kurzen Interview mit dem Radio und einer herzlichen Verabschiedung kräftig in die Pedale zu treten. Dem Abschied waren einige Interviews und Zeitungsartikel voraus gegangen in welchen wir von unserer geplanten Spendenradtour im März berichteten.

Umso schöner war es nun endlich starten zu können. Wir machten uns plangerecht auf nach Cidreag, einem kleinen Dorf an der ungarischen Grenze in Rumänien. Kleine Schneefelder zeugten von den kalten Temperaturen der letzten Tage und ein leichter Gegenwind umspielte kalt unsere geröteten Nasenspitzen, die aus dem sonst verschleierten Gesicht ragten.

Doch die Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse trieb uns voran und so bewältigten wir Stück um Stück die ersten Meter, Kilometer und Tagesetappen. Anders als geplant schliefen wir selten in unserem kleinen grünen Zelt und kamen bei Freunden des Projektes oder bei lieben Menschen, unter die uns auf Nachfragen in Garagen und Gastzimmer schliefen ließen.

Die gesamte Tour erlebten wir beide eine Gastfreundschaft, die uns tief berührte. Wir wurden herzlichst aufgenommen, versorgt und aus fremden Menschen wurden Bekannte und Freunde. Gerade diese Erlebnisse machen das Reisen aus und es wäre nur halb so schön gewesen diese Gastfreundschaft nicht zu erfahren.

Nach wenigen Tagen überquerten wir die erste Grenze und fanden uns in unserem Nachbarland Österreich wieder. Das Wetter wurde jeden Tag besser und wo einst die Haut vor Kälte gerötet war, fand sich eine von der Sonne verbrannte. Die Donau schlängelte sich wie ein blaues Band durch tiefe Schluchten und offene Täler.

Die Tage glichen durch die sehr ähnliche Umgebung immer mehr einander und lediglich unserer Gastgeber ermöglichten uns in der Rückschau die Tage ungefähr voneinander zu trennen. Die Abläufe wie beispielsweise das Zelt abzubauen und die schweren Taschen zu montieren, liefen immer automatischer und schneller von der Hand. Nur einzig die Tatsache, dass etwaige benötigten Gegenstände ausnahmslos in der anderen Tasche, als die gerade durchsuchte, waren wollte sich partout nicht ändern.

Die Umgebung veränderte sich wie es auch die Menschen taten. Österreichische und slowakische Radwege wichen ungarischen Hauptstraßen und sonnige Tage wurden zu kalten nassen Wetterfronten, die den reinsten Spaß daran hatten, uns pedalierung um pedalierung zu verfolgen. Das Spendenbarometer stieg Tag für Tag, was uns mit großer Freude erfüllte.

Diese Freude wurde – wenn auch im Nachhinein – durch wilde Verfolgungsjagten verursacht von motivierten Hunden und einer Bärenbegegnung nahe dem Nationalpark größer und größer. 

Nach Tagen voller Begegnungen, Freuden, aber auch Schmerzen erreichten wir Satu Mare. Von dort aus fuhren wir am letzten Tag unserer Reise mit den dortigen Sportvereinen zusammen nach Cidreag. Wenige Kilometer vor dem Ziel wartete eine Schaar von Kindern aus dem Projekt auf uns um uns mit ihren Fahrrädern die letzten Meter zu begleiten.

Als wir in das Dorf einfuhren wurden wir mit Applaus, Schulterklopfern und wirklich gutem Essen im BuKi-Haus empfangen. Glücklich endlich angekommen zu sein gaben wir uns dem Ganzen hin. Die gesammelten Eindrücke würden und werden sich noch über die nächste Zeit hinweg setzen müssen. Immer mit einem dankbaren Gefühl, einer tiefen Rührung über die gemachten Erfahrungen und der Gewissheit, das Spendenziel von 12.000 Euro über mehrere Tausend Euro übertroffen zu haben.