Mini-Cidreag - eine Spielstadt für Kinder in Cidreag / Rumänien

Mini-Cidreag 2025

80 Kinder waren für Mini-Cidreag geplant – über 100 Kinder wollten zu Mini-Cidreag kommen. Was wollen wir mehr?

Nach unserem ersten erfolgreichen Versuch im vergangenen Jahr, eine Kinderspielstadt in der Gemeinde Cidreag zu realisieren, hat es sich bei den Kindern herumgesprochen: Mini-Cidreag – da wollen wir hin! Die Kinder kamen aus Cidreag, Porumbesti und Halmeu. Selbst aus dem 15 Km entfernten Turulung haben Eltern ihre Kinder herangefahren.

Mit 80 teilnehmenden Kindern haben wir gerechnet, nach der Ausgabe der 106. Umhängetasche mussten wir weitere interessierte Kinder abweisen. Das hat uns sehr leidgetan.

Doch die Kinder, denen die Teilnahme gelungen ist, haben gezeigt: Arbeiten bei Mini-Cidreag macht Spaß! In 20 unterschiedlichen Betrieben konnten sich die Kinder ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln.

20 Betriebe das waren der Steinmetz, die Holzwerkstatt, das Gemüseeinkochen, die Bäckerei, die Nudelmanufaktur, die Kantine, das Kaffee, das Herstellen von Eis und der Eisverkauf, die Medienwerkstatt, die Textil- und Keramikwerkstatt, die Schmuckherstellung, das Wellnesscenter, die Maniküre und das Frisörgeschäft, die 1. Hilfe, die Spielwiese, das Herstellen von Pfannkuchen sowie das Tattoo-Studio.

Die Kinder lernten den Umgang mit völlig unterschiedlichen Materialien, Bewegungen, Abläufen, sozialen Kontakten und völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Sie haben erfahren, was ihnen liegt und was sie weniger gern tun mögen.

Die große selbst erlebte Freiheit. Der ökonomische Aspekt bei Mini-Cidreag. 

In den Betrieben werden von den Kindern Waren hergestellt und Dienstleistungen angeboten, die ihren Preis haben. Die anderen Kinder können diese Waren und Dienstleistungen erwerben. Deshalb verdienen die Kinder für die Zeit, die sie in den Betrieben arbeiten (Spiel-)Geld.

Die bei Mini-Cidreag teilnehmenden Kinder können, wie sie wollen das selbst verdiente Geld auch ausgeben. Ins Kaffee sitzen, ein Eis kaufen, zum Friseur gehen, sich ein Tattoo aufkleben lassen und vieles mehr – ohne zuvor Vater und Mutter Fragen zu müssen!! Das empfinden viele Kinder als große selbst erlebte Freiheit.

Mini-Cidreag leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe der Roma am sozialen Leben in der Gemeinde und zur gegenseitigen Akzeptanz der Ethnien. 

Sowohl der Steinmetz als auch die Medienwerkstatt wurden von Roma maßgeblich mitgestaltet. Es ist ein in Cidreag völlig ungewohntes Bild, wenn ein Roma dem ungarischen Kind oder den Erwachsenen erklärt, wie Dinge funktionieren. Denn normalerweise sagt der (ungarische) Bauer dem Tagelöhner (Roma) was zu tun ist und nicht umgekehrt.

Insofern führte die Teilnahme von Szilard in der Medienwerkstatt zu einer kleinen Verschiebung der jahrhundertalten Weltordnung: Die Medienwerkstatt wurde von Stefan (aus Deutschland) und Szilard (einem ehemaligen BuKi-Kind) betrieben. Die Unterhaltung zwischen Stefan und Szilard fand in englischer Sprache statt.

Am Freitag war Tag der offenen Türe. Eltern kamen zu Besuch, um ihre Kinder bei Mini-Cidreag zu begleiten. In der Medien-Werkstatt konnten sie sich fotografieren lassen und ein gerahmtes Foto mit nach Haus nehmen.

Szilard hat gemeinsam mit Kindern von Mini-Cidreag die Gäste fotografiert, das Foto am Laptop bearbeitet, ausgedruckt und gerahmt. Erstaunt sagten einige Eltern, ‚Ah, Du sprichst ja englisch‘. Und er hat am PC eine hervorragende Leistung gebracht und die Kinder aufmerksam angeleitet. Die Gäste waren mit den gerahmten Fotos sehr zufrieden. Die meisten Gäste verfügen zu Haus über keinen PC und können damit auch nicht umgehen.

Szilard hat sich und der Roma-Gemeinde Achtung und Respekt verschafft. Denn was Szilard geleistet hat, hätten die meisten Besucher einem Roma aus Cidreag nicht zugetraut. Das Beispiel mit Szilard zeigt: Mini-Cidreag ist mehr, es bringt Ethnien zusammen und bewegt, gerade auf einer Ebene, die man zunächst gar nicht erwartet hat.