Das Orientierungsprojekt im BuKi-Haus – und warum es so wichtig ist!

Das Roma-Viertel in Cidreag liegt etwa 40 Km von Satu Mare entfernt. In der Kreisstadt sind alle wichtigen weiterführenden Schulen, Ärzte, Banken und Behörden. Für manche in Armut lebende Menschen sind diese 40 Km eine unüberwindbare Hürde.

Wie kommt eine Frau, die nicht Lesen und Schreiben kann, die nicht weiß, was Zeit ist, mit ihren Kindern zum Arzt? Sie versteht den Busfahrplan nicht, sie kann die Formulare beim Arzt nicht ausfüllen, sie versteht nicht, was ein Termin ist. Sie und ihre Kinder erreichen den Arzt in Satu Mare nicht.

Menschen, die diesen Schritt, mit dem Bus oder Zug in die nächste Stadt zu fahren nicht meistern, werden auch ihre Kinder nicht in die weiterführende Schule nach Satu Mare gehen lassen. Und genau das sehen wir leider sehr oft.

Die Voraussetzung zur Teilhabe ist auch die Fähigkeit, an Programmen teilzunehmen

Um die Vorbehalte gegenüber der Distanz und vermeintlichen Gefahren in der großen Stadt zu reduzieren haben wir in unserer Gruppe mit den älteren Kindern das ‚Orientierungsprojekt‘ etabliert.

Dort üben wir:
– wie man einen Bus- und Zugfahrplan liest
– wie man Bus- und Zugtickets kauft und entwertet
– wie man mit klassischen Karten und Google-Maps die Strecken findet
– wie die Kinder von den Haltestellen in Satu Mare zu den weiterführenden Schulen kommen.
– wie man im Discounter den Einkaufswagen nimmt, das Gemüse korrekt abwiegt und an der Kasse bezahlt. In Cidreag gibt es dies alles nicht.

Diese Abläufe des Alltags erlenen Kinder normalerweise im Rahmen der Familie oder dem Freundeskreis. In vielen Familien des Roma-Viertels in Cidreag ist dies leider nicht der Fall. Dort sind diese scheinbaren Kleinigkeiten und scheinbaren Selbstverständlichkeiten der Grund, warum Kinder weiterführende Schulen nicht erreichen und Frauen mit ihren Kindern nicht zum Arzt kommen.

Das Orientierungsprojekt ist wichtig und wir sind froh, dass es von den Kindern angenommen wird.